Wissenschaft und Ideologie:
Was
bedeuten Großsteingräber?
Streit um die Bedeutung von Kleinenkneten
Germanischer Tempel oder alte Grabanlage?
Die Großsteingräber von Kleinenkneten sind riesige Grabanlagen aus der Jungsteinzeit im Landkreis Oldenburg in Niedersachsen. Die ersten in Nordwestdeutschland sesshaft gewordenen Menschen bauten diese Grabanlagen, um ihre Toten zu bestatten und zu ehren. Das war ab etwa 3.600 vor unserer Zeitrechnung.
1933 behauptete der ehemalige Architekt Hermann Wille, dass die Großsteingräber eigentlich verfallene Grundmauern germanischer Tempel seien.
Die Archäologie sollte belegen, dass die „germanische Rasse“* immer schon in dieser Region siedelte. Das wird als „Blut- und Bodenideologie“ bezeichnet.
Hermann Wille war der NSDAP zugewandt. Er stärkte mit seinen Thesen die Ideologie der Nationalsozialisten. Diese sah die „germanische Rasse“* als überlegen an.
* Der Ansatz, Menschen in Rassen einteilen zu wollen, ist biologisch gesehen nicht haltbar und führt zu schweren rassistischen Misshandlungen vieler Menschengruppen.
Wissenschaft
gegen
Fake News
Einige Archäolog:innen, wie etwa Professor Karl Hermann Jacob-Friesen, hielten Hermann Willes „Geschreibsel“ für Unsinn.
Um Klarheit zu schaffen, wird 1934 eine Ausgrabung durchgeführt
Prof. Jacob-Friesen bei der Ausgrabung der Grabkammer 3 im Großsteingrab
Kleinenkneten II.
© Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg
Die Ergebnisse widerlegen die These des Nationalsozialisten Herrmann Wille:
Alle Funde aus der Ausgrabung beweisen, dass es sich um ein Grab handelt und nicht um einen germanischen Tempel.
In Kleinenkneten wurden die Toten nicht nur bestattet. Ihnen wurden auch Geschenke und Gaben für das neue Leben im Reich der Toten mitgegeben.
Die Menschen schleppten die riesigen Steine teilweise kilometerweit an – und das ganz ohne Autos oder Züge. Dies zeigt, wie wichtig solche Bauten in der Jungsteinzeit waren.
Alle Achtung!
Mehr Informationen zu den Großsteingräbern finden Sie in unserer Dauerausstellung im Bereich Geest.