Wissenschaft und Kriminologie
Was erzählen uns Runenknochen?
Der Krimi beginnt
Ein zweifelhafter Verkauf
Der Bademeister Ludwig Ahrens findet Knochen im Material aus der Fahrrinnenvertiefung der Weser. In die Knochen sind Runen und Zeichnungen eingeritzt. Runen sind schriftähnliche Zeichen, die in Holz oder wie hier Knochen eingeritzt wurden. Er verkauft sieben Knochen an das Museum in Oldenburg.
Die „Weserrunenknochen“ werden auf archäologischen Tagungen der Fachwelt präsentiert.
Schon bald gibt es unter Archäolog:innen Zweifel an der Echtheit der Runenknochen. Es war einfach zu unwahrscheinlich, dass eine Einzelperson sieben wertvolle Knochen auf einmal finden sollte.
Der damalige Museumsdirektor Hugo von Buttel-Reepen hält die Knochen für echt. Er veröffentlicht die Funde trotz Kritik.
Ein sehr ähnliches Fundstück, der Runenknochen vom Marie-Saaler-Berg, wird als Fälschung enttarnt!
Die Fachwelt streitet nun umso eifriger in insgesamt über 200 Veröffentlichungen über die Echtheit der Weserrunenknochen.
Peter Pieper, ein forensischer Archäologe, widmet sich in den 80er Jahren noch einmal dem spektakulären Fund. Er untersucht die Weserrunenknochen mit neuesten Methoden der Kriminologie und Gerichtsmedizin. In der genauen Betrachtung der Ritzungen entdeckt er bedeutende Unterschiede.
Pieper, Peter (1989): Die Weser-Runenknochen. Neue Untersuchungen zur Problematik: Original oder Fälschung. Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 2, Oldenburg, Verlag Isensee.
Entscheidende Erkenntnisse
Die Nachforschungen von
Peter Pieper in den 80er-Jahren
Fälschung
aufgedeckt!
Peter Pieper konnte nachweisen, dass ein Teil der Ritzungen gefälscht ist! Nur die Knochen, die auch Runenzeichen eingeritzt hatten, waren zweifelsfrei echt.
Neuere Untersuchungen von 2021 bestätigen die Ergebnisse.
Die echten Runenknochen
Mit naturwissenschaftlichen Methoden (Aminosäurebestimmung) konnte man das Alter der Knochen herausfinden. Demnach stammen die Knochen aus dem 4. bis 6. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung.
Vorder- und Rückseite
Die Runen und Zeichnungen auf den echten Knochen sind untersucht worden. Man kann inzwischen sagen, was sie wohl einmal bedeutet haben.
Das auf diesem Knochen eingeritzte Schiff wurde früher als römisches Handelsschiff gedeutet. Einige heutige Forscher:innen sehen das nicht mehr so.
Manche Runenschriften könnten Zaubersprüche gewesen sein. Zum Beispiel soll der sogenannte ULUHARI-Knochen dazu gedient haben, mit Hilfe der Gottheit Ulu das Schiff zu vertreiben.
LASSEN WIR HEER
GESCHLECHT WEH
HAGEL (BEDEUTET VERDERBEN)
SCHAUEN WIR HIER!
ULUHARI (EIN WINTERGOTT)
TAT (BEDEUTET MACHTE, FÜHRTE AUS)
Die Knochen ohne Runen
Es sind die Knochen ohne Runen. Der Fälscher Ludwig Ahrens hat die Zeichnungen einfach kopiert und selbst in die Knochen geritzt. An die Kopie von Runenschrift hat er sich wegen seiner mangelnden Kenntnisse nicht getraut.
Fälschung
Original
Bademeister Ludwig Ahrens steckte wohl in beruflichen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Aus finanziellen Gründen begann er seine echten Funde zu kopieren und Fälschungen herzustellen. Insgesamt kamen so über 100 Objekte (echte und Fälschungen) zusammen.
Mehr Informationen zu den Weserrunenknochen finden Sie in unserer Dauerausstellung im Bereich Küste und Marsch.