Wissenschaft und Kriminologie

Was erzählen uns Runenknochen?

weserrunenknochen
1927

Der Krimi beginnt

Ein zweifelhafter Verkauf

Der Bademeister Ludwig Ahrens findet Knochen im Material aus der Fahrrinnenvertiefung der Weser. In die Knochen sind Runen und Zeichnungen eingeritzt. Runen sind schriftähnliche Zeichen, die in Holz oder wie hier Knochen eingeritzt wurden. Er verkauft sieben Knochen an das Museum in Oldenburg.

Tagung
1928

Die „Weserrunenknochen“ werden auf archäologischen Tagungen der Fachwelt präsentiert.

..aber etwas stimmte doch nicht?

Schon bald gibt es unter Archäolog:innen Zweifel an der Echtheit der Runenknochen. Es war einfach zu unwahrscheinlich, dass eine Einzelperson sieben wertvolle Knochen auf einmal finden sollte.

Der damalige Museumsdirektor Hugo von Buttel-Reepen hält die Knochen für echt. Er veröffentlicht die Funde trotz Kritik.

Gab es ein Ergebnis
1937

Ein sehr ähnliches Fundstück, der Runenknochen vom Marie-Saaler-Berg, wird als Fälschung enttarnt!

Die Fachwelt streitet nun umso eifriger in insgesamt über 200 Veröffentlichungen über die Echtheit der Weserrunenknochen.

1980 iger

Peter Pieper, ein forensischer Archäologe, widmet sich in den 80er Jahren noch einmal dem spektakulären Fund. Er untersucht die Weserrunenknochen mit neuesten Methoden der Kriminologie und Gerichtsmedizin. In der genauen Betrachtung der Ritzungen entdeckt er bedeutende Unterschiede.

Die Weserrunenknochen Buch von Peter Pieper

Pieper, Peter (1989): Die Weser-Runenknochen. Neue Untersuchungen zur Problematik: Original oder Fälschung. Archäologische Mitteilungen aus Nordwestdeutschland, Beiheft 2, Oldenburg, Verlag Isensee.

Entscheidende Erkenntnisse

Die Nachforschungen von
Peter Pieper in den 80er-Jahren

Usuren durchzogender Knochen

Die Knochen sind von Usuren geprägt. Das sind oberflächliche Gewebszerstörungen, die durch Alterung und Verwitterung auftreten. Bei manchen Knochen sind die Ritzungen ebenfalls von diesen Usuren durchzogen.

Usuren durchzogender Knochen mit jüngeren Gravuren

Bei anderen Knochen werden die Usuren jedoch von den Gravuren gestört. Das heißt die Ritzungen sind modern und in alte Knochen geritzt worden. Es handelt sich bei diesen um Fälschungen!

Fälschung

aufgedeckt!

3 von 7 = Fake

Peter Pieper konnte nachweisen, dass ein Teil der Ritzungen gefälscht ist! Nur die Knochen, die auch Runenzeichen eingeritzt hatten, waren zweifelsfrei echt.

Foto von Paul Kalinowski
Foto von Paul Kalinowski

Neuere Untersuchungen von 2021 bestätigen die Ergebnisse.

Die echten Runenknochen

Mit naturwissenschaftlichen Methoden (Aminosäurebestimmung) konnte man das Alter der Knochen herausfinden. Demnach stammen die Knochen aus dem 4. bis 6. Jahrhundert nach unserer Zeitrechnung.

Einkerbungen auf Weserrunenknochen
Zeichnung auf Einkerbungen der Weserrunenknochen

Vorder- und Rückseite

Die Runen und Zeichnungen auf den echten Knochen sind untersucht worden. Man kann inzwischen sagen, was sie wohl einmal bedeutet haben.

Bedeutung der Zeichnungen auf den Weserrunenknochen
Weserrunenknochen
gezeichnetes Schiff

Das auf diesem Knochen eingeritzte Schiff wurde früher als römisches Handelsschiff gedeutet. Einige heutige Forscher:innen sehen das nicht mehr so.

Manche Runenschriften könnten Zaubersprüche gewesen sein. Zum Beispiel soll der sogenannte ULUHARI-Knochen dazu gedient haben, mit Hilfe der Gottheit Ulu das Schiff zu vertreiben.

Runenschrift

LASSEN WIR HEER

GESCHLECHT WEH

HAGEL (BEDEUTET VERDERBEN)

SCHAUEN WIR HIER!

ULUHARI (EIN WINTERGOTT)

TAT (BEDEUTET MACHTE, FÜHRTE AUS)

Die Knochen ohne Runen

Es sind die Knochen ohne Runen. Der Fälscher Ludwig Ahrens hat die Zeichnungen einfach kopiert und selbst in die Knochen geritzt. An die Kopie von Runenschrift hat er sich wegen seiner mangelnden Kenntnisse nicht getraut.

Weserrunenknochen echte Zeichnungen
Weserrunenknochen mit eingeritzten Fälschungen
Weserrunenknochen Zeichnung Fälschung

Fälschung

Weserrunenknochen Zeichnung Original

Original

Warum hat er das getan?

Bademeister Ludwig Ahrens steckte wohl in beruflichen und wirtschaftlichen Schwierigkeiten. Aus finanziellen Gründen begann er seine echten Funde zu kopieren und Fälschungen herzustellen. Insgesamt kamen so über 100 Objekte (echte und Fälschungen) zusammen.

Mehr Informationen zu den Weserrunenknochen finden Sie in unserer Dauerausstellung im Bereich Küste und Marsch.

Künste und Marsch Ausstellung

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