Was uns leitet
Ein betriebliches Leitbild und ein ergänzendes Selbstverständnis
Als öffentliches Museum tragen wir Verantwortung für die Bewahrung von Natur- und Kulturgut für zukünftige Generationen. Dabei orientieren wir uns an den ethischen Grundsätzen des International Council of Museums (ICOM). Mit dem ergänzenden Selbstverständnis erweitern wir das Leitbild der Landesmuseen Oldenburg und machen sichtbar, welche Werte und Haltung unser tägliches Handeln prägen.
Ergänzendes Selbstverständnis
Wir laden ein, mehr zu verstehen.
Wissenschaftlich fundiert, gesellschaftlich relevant und gemeinsam gestaltet.
1. Warum ein ergänzendes Selbstverständnis?
Das Landesmuseum Natur und Mensch Oldenburg (NuM) wurde 1836 gegründet. Aus seiner Geschichte heraus ist es ein Mehrspartenmuseum mit den Sammlungsschwerpunkten Archäologie, Naturkunde und Ethnologie. Das NuM erforscht, erschließt und bewahrt das natürliche und kulturelle Erbe Nordwestdeutschlands und damit Niedersachsens. Zur Sammlung gehören auch menschliche Überreste (aus der Region und aus kolonialen Kontexten) sowie Objekte aus kolonialen Zusammenhängen.
Als öffentliches Museum tragen wir Verantwortung für die Bewahrung von Natur- und Kulturgut für zukünftige Generationen. Dabei orientieren wir uns an den ethischen Grundsätzen des International Council of Museums (ICOM).
Mit dem vorliegenden ergänzenden Selbstverständnis erweitern wir das Leitbild der Landesmuseen Oldenburg und machen sichtbar, welche Werte und Haltung unser tägliches Handeln prägen. Es dient als verbindlicher Orientierungsrahmen für alle Mitarbeiter*innen.
2. Unsere Haltung
Wir verstehen uns als lernende, offene Institution, die sich kontinuierlich weiterentwickelt.
Unser Handeln ist geprägt von folgenden Grundhaltungen:
- Verantwortung: Wir nehmen unsere gesellschaftliche Verantwortung gegenüber der Geschichte, der Gegenwart und künftigen Generationen ernst. Wir reflektieren unsere Bedeutung als Institution in einer vielfältigen Gesellschaft und gestalten aktiv die Transformation zu einem Museum der Zukunft.
- Kulturelle Teilhabe durch Bildung, Vermittlung und Partizipation: Wir laden alle Menschen ein, mehr zu verstehen, mitzudenken und mitzuwirken. Wir entwickeln eine Vielfalt an Angeboten und achten auf die unterschiedlichen Interessen und Bedürfnisse. Im Austausch mit Menschen aus Stadt und Region, Besucher*innen und Kooperationspartner*innen gestalten wir einen inklusiven und offenen Ort der Teilhabe. Dabei fördern wir das Aushandeln von gesellschaftsrelevanten Themen und Prozesse der Demokratiebildung. Arbeitsgrundlage ist der Leitfaden Bildung und Vermittlung (2020)[1].
- Nachhaltigkeit: Wir tragen Verantwortung, den aktuellen Herausforderungen wie Klimawandel und Biodiversitätsverlust aktiv zu begegnen. Wir arbeiten in allen Arbeitsbereichen, wie etwa Sammlungspflege, Ausstellungen, Bildung und Vermittlung sowie Arbeitsorganisation ressourcenschonend und nachhaltig. So etwa beim Energieverbrauch, bei der Beschaffung und bei der Wissensvermittlung. Darüber hinaus entwickeln wir eigene Formate und Angebote, die einen bewussten Umgang mit Ressourcen und die Entwicklung einer klimabewussten Gesellschaft fördern. Bei Neuanschaffungen werden regionale, saisonale, recycelte, unverpackte, fair gehandelte und klimaneutrale Produkte vorgezogen. Als Orientierungsrahmen für ein Verständnis von Nachhaltigkeit dient für uns der Ansatz der Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE)[2].
- Vielfalt im Team und in der Gesellschaft: Vielfalt sehen wir als Stärke und wir respektieren unterschiedliche Lebensrealitäten. Gesellschaftliche Vielfalt verstehen wir als die individuellen, sozialen und strukturellen Unterschiede und Gemeinsamkeiten von Menschen und Gruppen. Wir beschäftigen uns schwerpunktmäßig mit den Vielfaltsdimensionen Alter, Geschlecht und Gender, ethnische und soziale Herkunft, Religion und Weltanschauung, sexuellen Orientierungen sowie Behinderungen.
3. Unsere Arbeitsweise
Die Arbeit speist sich aus unseren Sammlungen und basiert auf folgenden Prinzipien:
- Wissenschaftliche Standards: Wir forschen auf Basis wissenschaftlicher Standards der Deutschen Forschungsgemeinschaft (DFG)[3] und ICOM[4]. Die von uns erarbeiteten Haltungen, wie etwa im Bereich der Human Remains (siehe interne Leitlinien und Haltungen), sind ebenfalls Grundlage unserer Arbeit. Wir beschäftigen uns mit trans- und interdisziplinären Fragestellungen und sind über nationale und europäische Grenzen hinaus vernetzt.
- Wissenstransfer: Wir laden ein, zu verstehen und machen Wissen und Sammlung zugänglich. Wir stellen eine Forschungsinfrastruktur bereit, die weltweite, nachhaltige und kontinuierliche Forschungsprozesse ermöglicht. Darüber hinaus fördern wir Open Science und betreiben eigene Forschung, um neue Erkenntnisse zu gewinnen und diese offen zu teilen.
- Kontextualisierend: Wir hinterfragen Besitzverhältnisse, Sammlungs- und Rezeptionsgeschichte und beschäftigen uns mit Fragestellungen kolonialer Kontinuitäten[5].
- Kooperativ: Wir arbeiten bereichsübergreifend, stärken teamübergreifendes Denken und entwickeln Projekte im Dialog mit externen Partner*innen. Kooperationen in den Bereichen Forschung, Bildung und Vermittlung, Ausstellung sowie Veranstaltung sind in unserem Selbstverständnis ein fest verankertes Prinzip. Alle Begegnungen in Kooperationen und Netzwerken werden wertschätzend und gleichberechtigt gestaltet.
- Verbindlich & wertschätzend: Wir leben intern wie extern eine respektvolle, transparente Kommunikation. Wir nutzen dafür Teambesprechungen und vielfältige Vermittlungs- und Austauschformate sowie die uns zur Verfügung stehenden Kommunikationsmedien.
4. Was heißt das konkret?
Das erweiterte Selbstverständnis dient uns als:
- Entscheidungsgrundlage: Es unterstützt dabei, Vorgänge und Projekte auf ihre Übereinstimmung mit unseren Haltungen zu überprüfen.
- Orientierung im Alltag: Es fördert eine gemeinsame Haltung im Umgang mit Besucher*innen, Kooperationspartner*innen und Kolleg*innen.
- Impulsgebend: Es regt dazu an, unsere Arbeit regelmäßig zu hinterfragen und weiterzuentwickeln.
Das erweiterte Selbstverständnis wurde gemeinsam und partizipativ entwickelt. Es ist nicht statisch, wird regelmäßig überprüft und bei Bedarf gemeinsam mit allen Mitarbeitenden weiterentwickelt. Die Leitung steht hinter diesem Prozess und unterstützt seine Umsetzung im Haus.
Oldenburg, den 13. Oktober 2025
[1] Leitfaden Bildung und Vermittlung, 2020 (Deutscher Museumsbund e. V., Bundesverband Museumspädagogik e. V. in Kooperation mit lab.bode – Initiative zur Stärkung der Vermittlungsarbeit in Museen), online abrufbar unter: Leitfaden Bildung und Vermittlung im Museum gestalten (letzter Abruf: 06.06.2025).
[2] Fachstelle Bildung für Nachhaltige Entwicklung, online abrufbar: https://www.bne-fachstelle.de/de/was-ist-bildung-fuer-nachhaltige-entwicklung-bne, letzter Abruf 08.10.205.
[4] Ethische Richtlinien für Museen von ICOM, 1986, 2001, 2004 (ICOM – Internationaler Museumsrat), online abrufbar unter: ICOM_Ethische Richtlinien_D_01_03_10.indd (letzter Abruf: 06.06.2025); Leitlinien zur Sicherung guter wissenschaftlicher Praxis (Deutsche Forschungsgemeinschaft), online abrufbar: DFG - Deutsche Forschungsgemeinschaft - Gute wissenschaftliche Praxis (letzter Abruf: 06.06.2025).
[5] Erste Eckpunkte zum Umgang mit Sammlungsgut aus kolonialen Kontexten, 13.03.2019 (Staatsministerin des Bundes für Kultur und Medien, der Staatsministerin im Auswärtigen Amt für internationale Kulturpolitik, der Kulturministerinnen und Kulturminister der Länder und der kommunalen Spitzenverbände), online abrufbar: 2019-03-25_Erste-Eckpunkte-Sammlungsgut-koloniale-Kontexte_final.pdf (letzter Abruf: 06.06.2025)
Unser Leitbild
Der Betrieb „Niedersächsische Landesmuseen Oldenburg“ umfasst mit dem Landesmuseum für Kunst und Kulturgeschichte, dem Landesmuseum Natur und Mensch und dem Schlossgarten Oldenburg mit dem Eversten Holz herausragende Kultureinrichtungen des Oldenburger Landes. Das historische und denkmalgeschützte Ensemble bildet ein unverzichtbares Stück regionaler Identität und kulturtouristische Anziehungspunkte von hoher Strahlkraft. Uns zeichnet die lange Historie der Museumsgebäude mit ihren vielseitigen, kostbaren und einmaligen Sammlungen ebenso aus wie die lange Geschichte des Schlossgartens als typisch englischer Landschaftsgarten und des Eversten Holzes. Der Betrieb sichert mit Mitteln des Landes Niedersachsen (und für den Schlossgarten auch der Stadt Oldenburg) den Erhalt dieser Kultureinrichtungen und entwickelt sie kontinuierlich weiter.
Wir sammeln, bewahren, erforschen und präsentieren kulturelle Werte aus verschiedenen Epochen. Dabei fördern wir die kulturelle Vielfalt und arbeiten über künstlerische, kulturhistorische, naturkundliche, archäologische und ethnologischeThemen.
Wir erfüllen unsere Aufgabe im Auftrag der Gesellschaft unter Berücksichtigung wissenschaftlicher Standards und der Bedürfnisse und Interessen unserer Gäste. Über hundert Fachkräfte aus den Bereichen Wissenschaft, Verwaltung, Handwerk, Technik und Dienstleistung arbeiten zielgerichtet daran, damit unsere Produkte und unser Service noch besser werden. Wir geben unsere Erfahrungen und unser Wissen nach innen und außen weiter.
Unsere drei Betriebsteile sind nach außen selbständig, intern gleichwohl eng vernetzt, vor allem bei der Nutzung gemeinsamer Ressourcen. Wir tragen auf jeder Ebene Verantwortung für das Ganze, damit wir gemeinsam unsere Ziele erreichen. Deshalb arbeiten wir fachübergreifend zusammen und unterstützen uns gegenseitig, finden Synergien, gehen sorgsam mit unseren Ressourcen um und nutzen die Stärken der einzelnen Einrichtungen. Dabei profitieren wir von einer gemeinsamen Infrastruktur, damit die Arbeit effektiv und effizient gestaltet werden kann. Unsere Erfolge sind daher gemeinsame Erfolge.
Entscheidungen über strategische Ziele, Planungen und Ausstellungsvorhaben werden so getroffen, dass Gäste wie Mitarbeitende sich frühzeitig darauf ausrichten und verlassen können. Wir pflegen eine Kultur der klaren Ziele und der Transparenz unserer Entscheidungen. Relevante Informationen sind allen Mitarbeitenden zugänglich. Ein respektvolles Miteinander ist Grundlage für unsere Zusammenarbeit. Wir schätzen die Meinungen und Kompetenzen jedes Mitarbeitenden, kommunizieren direkt miteinander und suchen gemeinsam nach Lösungen, indem wir Ideen, Wissen und Erkenntnisse miteinander austauschen. Wir begrüßen Verbesserungsvorschläge und gestalten die Abläufe im Betrieb so, dass sich alle Mitarbeitenden damit identifizieren können.
Wir schaffen eine gute Arbeitsatmosphäre mit dem Ziel, eine hohe Motivation und Zufriedenheit zu erreichen. Denn Freude an der Arbeit und Motivation treiben uns an, immer besser zu werden. Zur Verwirklichung unserer Aufgaben wollen wir motivierte, engagierte und qualifizierte Mitarbeitende halten und gewinnen. Um gegenwärtigen wie zukünftigen Aufgaben gerecht zu werden, betreiben wir eine vorausschauende Personalplanung. Der Betrieb bietet allen Mitarbeitenden die Möglichkeit, sich fachlich weiterzubilden.
Wir arbeiten mit Partnern in öffentlichen, wissenschaftlichen, kulturellen und privaten Institutionen zu aller Nutzen zusammen. Von großer Bedeutung sind Partner aus der Wirtschaft sowie unsere Fördervereine, mit deren Unterstützung Projekte und Aktivitäten ermöglicht werden.
Im Spannungsfeld zwischen Tradition und Moderne fühlen wir uns verpflichtet, unsere Erkenntnisse, Errungenschaften und Schätze an nachfolgende Generationen weiterzureichen. Gleichzeitig bleiben wir offen für gesellschaftliche Veränderungen, einschließlich einer zeitgemäßen Besucherorientierung.
Oldenburg, am 15. Februar 2015




